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Traditionelles
Verständnis von Wahrnehmung (perception):
Passives aufnehmen der unbeeinflussbaren objektiven Welt durch den
subjektiven Betrachter. Subjekt und Objekt sind getrennt. Es gibt demnach
eine objektive = unbeeinflusste Wahrnehmung die allein die Wahrheit erkennen
lässt.
Erweiterndes
Verständnis von Wahrnehmung:
David Hawkins)* beschreibt wie Ein und Dasselbe ganz unterschiedlich
wahrgenommen wird - und zwar in Abhängigkeit vom jeweiligen Bewusstseinslevel
des Betrachters.
Nicht nur "Schönheit liegt im Auge des Betrachters" sondern
alles andere auch.
Der Betrachter macht so seine eigene Wahrnehmung - er macht damit seine
Welt.
Der
Wahrgenommene: ein älterer Obdachloser (O), an der Straßenecke.)**
020 - Scham = auf diesem Level ist der Betrachter gefährlich
nahe am Tod, er sieht sich verdienter massen in einer Opferrolle, ist
grausam gegen sich und andere.
Der O ist dreckig, verwahrlost, einfach abstossend.
030 - Schuld = der Betrachter befindet fühlt sich
wie ein Verurteilter; ein Opfer, das durch das Urteil anderer in diese
Rolle gezwungen ist; im schlimmsten Fall versteht er seinen Zustand als
Sünde, die tunlichst verdrängt wird.
Der O hat seine schlechte Situation verdient. Er ist nur ein Schmarotzer
im Sozialsystem.
050 - Apathie = Der Betrachter ist an allem verzweifelt,
er fühlt sich von allen gemieden, weil er glaubt, sie zu belasten.
Die missliche Lage des O ist hoffnungslos. Er ist ein verdammter Beweis
dafür, dass die Gesellschaft nichts gegen Obdachlosigkeit tun kann.
075 - Kummer = Der Betrachter fühlt sich traurig,
verlassen und doch abhängig, seine früheren leidvollen Erfahrungen
bewirken weitere Verluste.
Der O sieht jetzt tragisch aus, freudlos und verloren.
100 - Furcht = Der Betrachter hat Angst, er sieht überall
Fallen, er braucht die geringe eigene Energie, um wenigstens das Ärgste
abzuwehren.
Der O wirkt jetzt furchterregend.
Vielleicht sollte man die Polizei rufen, bevor er ein Verbrechen begeht?
125 - Begehr = Der Betrachter fühlt ein Sicherheitsbedürfnis
angesichts des O.
Der O stellt ein frustrierendes Problem dar. Warum tut denn nicht endlich
irgendjemand etwas?
150 - Zorn = Der Beobachter hat viel Ärger und Frustration
durch unerfüllte Wünsche, seine Energie kann sich aggressiv
entladen.
Der O sieht so aus, als könnte er gewalttätig werden.
Andererseits ist es zum verückt werden, das niemand solche Zustände
anpackt.
175 - Stolz = Der Betrachter fühlt sich verantwortlich
für die Ordnung in der Gesellschaft in der er oben und andere, zu
verachtende, unten sind.
Der O hat offensichtlich keinen Respekt vor der Gesellschaft.
Ihm muss auch vorgewerfen werden, dass er sich so gehen lässt.
200
- Mut = Der Betrachter sieht eher Herausforderungen und Impulse,
er kennt die Erfahrung, dass eingebrachte Energie zurück fliesst.
Der O braucht doch nur Arbeit und einen Platz zum Leben. Vielleicht gibt
es ein Obdachlosenheim und weitere Hilfe für ihn?
250 - Neutralität = Für den Betrachter werden
Widersprüche überbrückbar, seine Gewissheit steigt, Lösungen
zu finden.
Der O ist doch OK! Leben und leben lassen! Und überhaupt, er tut
doch niemand etwas.
310 - Bereitschaft = Der Betrachter geht Aufgaben offen
an, Eigenes wird zum Gemeinsamen.
Man könnte doch mal zu dem O runtergehen und ihn aufmuntern.
Vielleicht könnte man ja im nahegelegenen Obdachlosenheim mithelfen?
350 - Annehmen = Für den Betrachter ist die Quelle
seiner Erfahrungen "Innen" und er sieht das auch bei anderen.
Der O erscheint jetzt hochinteressant. Er kann sicher eine unglaubliche
Geschichte erzählen, wie er dorthin gekommen ist - aus Gründen,
die wir nie verstehen werden.
400 - Verstehen = Der Betrachter kann mit seinem Verstand
die Welt im großen wie im kleinsten ordnen.
Der O ist nun ein Symptom der wirtschaftlichen und sozialen Probleme unserer
Welt.
Man sollte in befragen; er kann sicher aufschlussreiche psychologische
Erkenntnisse liefern.
500 - Liebe = Der Betrachter nimmt die Welt stets voll
an und versteht ohne Wertung, er kann auch negatives integrieren. [Jeder
Irrtum ist nur ein Mangel an Liebe (William James)]
Der O ist jetzt nicht nur interessant sondern freundlich ja liebenswert.
540 - Freude = Der Betrachter erweitert die Integration,
geistiges Wachstum wird selbstverstärkend, die Freude kommt von innen.
Mehr und mehr erkennt er in dem O einen Menschen , der sich von gesellschaftlichen
und sozialen Schranken frei gemacht hat. Ein freudvoller alter Knabe mit
der Weisheit des Alters, die vom Streben nach Materiellem befreit.
600 - Friede und höhere Bewusstseinsstufen = Der
Betrachter hat eine holographische Wahrnehmung einer perfekten wohl geordneten
Welt.
Der O enthüllt sich ihm als sein eigenes Selbst in einem zeitweiligen
Ausdruck.
)* David R.
Hawkins, Power versus Force, The Hidden Determinants of Human Behavior,
Sedona, Ariz. 1995
)** frei übersetzt nach Hawkins, opus citatus
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